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Benin und Ife Bronze Nigeria (Yoruba)

Bronze- bzw. Gelbguss und Messingarbeiten aus dem südlichen Nigeria stellen schon seit dem frühen 20. Jahrhundert in Europa eine ganz eigene Faszination  dar und repräsentieren eindrucksvoll die hochentwickelte Technik und künstlerische Entfaltung in dieser Region.
Besondere Aufmerksamkeit erregten diese Bronzearbeiten in Europa nach der Strafexpedition der Engländer 1897 gegen die alte Stadt Benin die zu reicher Beute an Bronzeobjekten führte und die Gelbgusstradition dieser Region in Europa einem breiteren Publikum zugänglich machte.
Sehr viel später, erst in den 30er Jahren, wurden in der weiter südwestlich gelegenen Stadt Ife zahlreiche Bodenfunde von Bronzeobjekten bekannt, wobei eine stilistische und qualitative Ähnlichkeit mit den Stücken aus Benin festzustellen war. Waren die Objekte aus Benin während der Strafexpedition 1897 teilweise noch in ihrer ursprünglichen Verwendung, als Ausschmückung des Palastes zu sehen und dokumentiert, gaben die Grabungsfunde aus Ife jedoch Rätsel zu ihrer Entstehung und vor Allem zu ihrem Alter auf, zumal in der weiteren Umgebung am Niger gelegentlich Bronzefiguren entdeckt wurden die sich weit im 20. Jhdt. noch in rituellem Gebrauch befanden.
Vorläufig konnte die oft naturalistische und künstlerisch hochentwickelte Technik der Benin- und Ife-Bronzen nur durch eine Beeinflussung durch die Europäer erklärt werden. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts -und mit wissenschaftlichen Datierungsmethoden- zeigte sich jedoch, dass die Bronze-Objekte eine fast tausendjährige Entwicklung durchlaufen hatten und somit lange vor der Beeinflussung durch die Europäer entstanden sind und damit zweifelsfrei eine eigenständige, herausragende Kunstform des afrikanischen Kontinents darstellen.

Benin Ife Bronze
            Bronze Kopf eines Oni, Ife / Nigeria



Die Bronzen aus Benin und Ife wurden -und werden bis heute- in der Technik der "Verlorenen Form" hergestellt. Hierzu wird ein positives Wachsmodell des späteren Bronzeobjektes -inklusive Gusskanälen- über einem Gusskern aus Ton modelliert und nach der Fertigstellung ebenso mit Ton ummantelt. Nachdem der Ton gebrannt -und das Wachs ausglaufen ist- kann der so entstandene Hohlraum mit Bronze, Kupfer oder Gelbguss befüllt werden. Nach dem Erkalten werden die innere und äussere Tonformen zerschlagen um den Guss freizugeben. Anschliessend werden die Gusskanäle entfernt und die Figur nachbearbeitet, ziseliert und oft auch patiniert. Künstliche Patinierung war auch bei den alten Stücken gebräuchlich und erreichte ein hohes ästhetisches Niveau. Bei den alten Stücken zeigt sich die Patina oft zusätzlich durch Alterung und natürliche Einflüsse verfestigt und vielschichtiger, dadurch ergibt sich zusätzlich oft eine leicht samtige Oberfläche von besonderem ästhetischem Reiz.

Benin Ife Bronte Beamter
         Königsfigur, Bronze, Ife / Nigeria

Benin Bronze Relief
           Bronze-Reliefplatte, Benin / Nigeria



Benin Bronze Hahn
      Bronzehahn mit Küken, Benin, / Nigeria
Für die höfische Kunst in Ife sind die Darstellungen von Bronzeköpfen charakteristisch die einen Oni bzw. König darstellen. Beeindruckend ist häufig die naturalistische Darstellung der Gesichtszüge die durch Liniendekor unterstrichen wird. Aus Benin existieren hierzu weibliche Bronzeköpfe die umfassenden Schmuck tragen und stilisierter wirken. Die Bronzeköpfe sind oft am Hinterkopf offen gearbeitet und dienten einst zur Aufnahme eines Elefantenstosszahnes.
Neben den Köpfen aus Bronze existeren aber auch zahlreiche  Bronzefiguren. Ganzfigürliche Darstellungen des Oni,  auch von angehörigen seines Hofstaates, z. B. in Form von Hofzwergen, sind häufiges Motiv. Auffallend ist die meist recht naturgetreue Darstellung der Proportionen die sonst in der afrikanischen Kunst meist stärker abstrahiert ist.

Im Palast von Benin-City wurden währen der Strafexpedition der Engländer zahlreiche Reliefplatten aus Bronze erbeutet die sehr vielfältige Motive zeigen und einst die Wände und Säulen des Palastes schmückten. Diese Reliefplatten dienten vornehmlich dem Prestige und der Verherrlichung des jeweils regierenden Herrschers und seiner Vorfahren. Typisch sind hierbei Kriegs- und Jagdmotive, gelegentlich aber auch Darstellungen von Portugiesischen Händlern, was auch zu der ursprünglichen Einschätzung der europäischen Beeinflussung geführt haben mag.

Eine Besonderheit ist die Verwendung von Deckelgefässen aus Bronze- oder Gelbguss die recht filigran ausgeführt sein können und oft figürliche Ausprägungen zeigen. Auch diese Gefässe dürften ursprünglich als Altarfiguren konzipiert worden sein.
Gelegentlich sind sogar Hocker aus Bronzeguss gebräuchlich gewesen, die -ähnlich den Deckelgefässen- figürliche Verzierungen aufweisen.

Auch die vielfältige Darstellung von Tieren war gebräuchlich, so wurden lebensgrosse Figuren, die einen Hahn darstellen, gegossen, diese sind auf Altären zum Gedenken der königlichen Mutter verehrt worden. Weitere Tierdarstellungen sind Welse, diesen wird eine direkte Verbindung zum Reich der Toten nachgesagt (die Tiere graben sich bei Trockenheit im Schlamm des austrocknenden Flusses ein um dann bei einsetzendem Regen wieder "aufzuerstehen").
Gerade diese Tierfiguren können ein hohes Mass an lebendiger Ausstrahlung und künstlerischem Reiz erreichen.

Besonders attraktiv sind auch die recht grossen Leopardendarstellungen aus Bronze die sowohl als Prestigefiguren dienten, aber auch, in verkleinerte Form, als Aquamanille rituell fungierten. Gerade die Verwendung von Aquamanillen ist auch im 20 Jhdt. bei einigen Stammesältesten als Statussymbol noch gebräuchlich gewesen.
Neben den Bronzeobjekten kamen vereinzelt auch Stücke aus Elfenbein vor und neben den genannten, oft beschnitzten Elefantenstosszähnen, u. a. auch sehr fein ausgeführte Leopardendarstellungen aus Elfenbein.
Allen Bronzen ist eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Patina gemeinsam die wesentlich zum Reiz der Bronzekunst von Benin und Ife beiträgt.
Benin Bronzekopf
  Bronzekopf einer Königin, Benin / Nigeria ( 20. Jhdt)










Benin Bronzegefäss
           Figürliches Gefäss, Benin, Ife / Nigeria



Die Fortführung der Tradition des Bronzegusses in Benin und weiteren Werkstätten ist vor allem auf die rege Nachfrage des Kunstmarktes zurückzuführen. Schon bald nach der Zerstörung von Benin begann der Run auf die alten Kunstobjekte deren Nachfrage dann durch die Produktion von Kopien bzw. durch die Weiterfertigung traditioneller Objekte befriedigt werden musste zumal ab etwa 1914 das Privileg des Hofes auf Bronzearbeiten mit königlichen Attributen entfiel. Von diesem Zeitpunkt an durften auch höfische Motive von den Bronzekünstlern für fremde Auftraggeber geschaffen werden. Die alten Stücke sind heute ausgesprochen selten und preislich so hoch bewertet, dass die meisten Sammler hier finanziell überfordert sind. Es bietet sich aber die bezahlbare Alternative an, gute Stücke des 20. Jahrhunderts zu fokussieren. Es handelt sich letztendlich um die Fortführung des traditionellen Kunsthandwerks, das -auch in der Zeit nach Zerstörung der Stadt Benin- attraktive Werke hervorgebracht hat. In der Tradition des Bronzegusses gibt es grosse Qualitätsunterschiede, sowohl in der technischen Ausführung als auch der künstlerischen Aussage, gute Stücke der jüngeren Zeit können vereinzelt aber durchaus an das Niveau der späten Periode des 19. Jhdts -vor der Invasion der Engländer- heranreichen. 
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